Geistige Leistungsfähigkeit
Wir fühlen uns müde, ausgelaugt, schlapp, leer!
Geistige Leistungsfähigkeit ist sehr eng verbunden mit dem, was wir Vitalität nennen. Oder anders formuliert: Ein gesunder Geist weilt (am liebsten) in einem gesunden Körper! Doch nicht immer sind wir mit unserer Leistungsfähigkeit – mit der unseres Gehirns, aber auch unseres Körpers – zufrieden. Wir fühlen uns müde, ausgelaugt, schlapp, leer!
Einige der Hauptursachen für die geistige Ermüdung sind:
- Überarbeitung und Stress
- Sauerstoffmangel
- Einwirkung von Medikamenten oder Drogen
- Schlafstörungen
- Falsche Ernährung und Bewegungsmangel
- Organische Erkrankungen
Gehen wir auf diese verschiedenen Faktoren etwas näher ein, um uns darüber klar zu werden, wie wir sie im Voraus vermeiden oder wenigstens lindern können.
Überarbeitung und Stress
Hormone Adrenalin und Noradrenalin
Was heißt das eigentlich „Stress haben“ oder „in Stress sein“? Der eine fühlt sich „gestresst“, wenn er in Termindruck gerät, ein anderer bekommt Schweißausbrüche vor wichtigen Prüfungen. Die Liste der Beispiele und der Spielformen des Stresses ließe sich beliebig verlängern!
Aus neurophysiologischer Sicht ist Stress sehr genau definiert: In einer brenzligen Situation reagiert unser Körper automatisch, d.h. ohne, dass wir groß darüber nachdenken müssten. Zuerst wird eine bestimmte Region im Zwischenhirn (die Hypophyse) aktiviert. Von dort geht die Erregung weiter über den Sympathikusnerv zur Nebenniere. Diese schüttet daraufhin die Hormone Adrenalin und Noradrenalin in den Kreislauf aus. Diese „Stresshormone“ bringen den Körper in kürzester Zeit auf Hochtouren. Der Pulsschlag wird vervielfacht, die Zucker- und Fettreserven werden angezapft, die Magen-Darmtätigkeit verringert.
Und unser Gehirn? Ist an alledem kaum beteiligt! Bestenfalls ist es Zuschauer, im schlimmsten Fall kann der Stress jedoch auch zu einer Denkblockade führen – wie manch einer in Prüfungssituationen schon auf leidvolle Weise hat erfahren müssen…
Aber auch andere Situationen, die von außen betrachtet „stressfrei“ zu sein scheinen, können die Leistungsfähigkeit des Gehirns beeinträchtigen.
Sauerstoffmangel
Der Körper benötigt Sauerstoff
Hier ist zuallererst an einen Mangel an Sauerstoff im Gehirn zu denken. Der Körper benötigt Sauerstoff, um seinen Energiestoffwechsel aufrechtzuerhalten. Das Gehirn nicht minder. Wird die Zufuhr von Sauerstoff für nur etwa 5 Minuten unterbrochen – sei es durch einen Mangel in der Sauerstoffzufuhr über die Atmung oder durch eine Unterbrechung der Hirndurchblutung im Rahmen eines Schlaganfalls – können bleibende Schäden im Gehirn entstehen! Es ist daher von herausragender Bedeutung, dass das Gehirn immer und unter allen Umständen optimal mit Sauerstoff versorgt ist.
Einwirkung von Medikamenten und Drogen
„Flatrate-Parties“ und „Komasaufen“
Dieses Thema hat in der heutigen Zeit eine traurige Aktualität dadurch erfahren, dass besonders bei Jugendlichen der Umgang mit Alkohol und anderen Drogen stark zugenommen hat. Begriffe wie „Flatrate-Parties“ und „Komasaufen“ sind erst vor kurzem in unseren Sprachgebrauch aufgenommen worden. Leider!
Alkohol ist ein Zellgift, das Rezeptoren im Gehirn hemmt und so zu Rauschzuständen führt. Schon in sehr kleinen Mengen, über die Mund-, Magen- oder Dünndarmschleimhaut aufgenommen, gelangt der Alkohol über das Blut ins Gehirn und beeinflusst dort die Weiterleitung von Nervenimpulsen auf zellulärer Ebene. Erst in der Leber wird der Alkohol abgebaut und auf diese Weise „neutralisiert“.
So oder ähnlich lässt sich auch die Wirkung vieler anderer Rauschdrogen erklären: Sie stören die Interaktion von Nervenzellen im zentralen Nervensystem, indem sie die Rezeptoren von Neurotransmittern, also den Botenstoffen zwischen den Nervenzellen, hemmen. Das führt zu mehr oder weniger ausgeprägten Bewusstseinsveränderungen und damit zu einer merklichen Beeinträchtigung der geistigen Leistungsfähigkeit.
Aber auch viele, vor allem stark wirksame Arzneimittel sind mit Nebenwirkungen behaftet, die sich auch auf das Nervensystem auswirken können. Nicht selten sind es die Abbauprodukte der Medikamente, die zu einer Veränderung der geistigen Leistungsfähigkeit beitragen.
Schlafstörungen
Ohne Schlaf könnten wir nicht existieren.
Schlaf ist mehr nur als eine ungeliebte Auszeit, in der wir nichts denken, nichts arbeiten können. Schlaf ist eine lebenswichtige Phase der Regeneration! Ohne Schlaf könnten wir nicht existieren. Das gilt übrigens nicht nur für uns Menschen, sondern für die meisten höher entwickelten Säugetiere.
Im Schlaf, so hat man in den letzten 50 Jahren intensiver Schlafforschung herausgefunden, werden die neuronalen Speicher wieder aufgefüllt und Gedankenbruchstücke neu zusammengesetzt. Von besonderer Bedeutung scheinen in diesem Zusammenhang die so genannten REM-Schlafphasen (Rapid-Eye-Movement) zu sein – benannt nach der Beobachtung, dass in dieser Phase die Augen in rascher Bewegungsfolge nach links und rechts wandern, als würden wir einem Fußballspiel folgen – und das bei geschlossenen Augenlidern, mitten im Schlaf. Sodann sollte der Schlaf einem bestimmten Rhythmus folgen, mit mindestens zwei Tiefschlafphasen und diversen REM-Phasen bis kurz vor dem Aufwachen.
Um es noch einmal ganz deutlich zu sagen: Es kommt also nicht so sehr darauf an, ob wir lang oder kurz schlafen – das ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich und obendrein auch noch von der momentanen Verfassung jedes Einzelnen abhängig. Es kommt vielmehr darauf an, dass in den Stunden Schlaf bestimmte Phasen durchlaufen werden können … Und genau diese Rhythmik ist in Gefahr, wenn wir über einen längeren Zeitraum unter Schlafstörungen – seien es Störungen beim Einschlafen oder Durchschlafstörungen – leiden.
Schlafstörungen sind mittlerweile eine Volkskrankheit geworden: Etwa jeder dritte Bundesbürger leidet – zumindest gelegentlich – unter Schlafstörungen und wohl jeder kennt das Gefühl, nach einer unruhigen Nacht am nächsten Morgen „wie gerädert“ aufzuwachen. Der Körper fühlt sich unwohl, nicht ausgeruht!
Die Ursachen reichen von organischen Störungen bis hin zu depressiven Verstimmungen und sind damit den Ursachen der Konzentrationsstörungen gar nicht so unähnlich! Mithin sind die Schlafstörungen eine der bedeutendsten Ursachen von Konzentrationsstörungen. Ein Geflecht von Störungen, die einander bedingen, und es stellt sich die Frage, wie viele Menschen in dem täglichen „Spannungsfeld“ von Kaffee am Morgen und einer Schlaftablette am Abend leben?
Ein wichtiger Weg zu mehr Leistungsfähigkeit ist eine ausreichende und erquickliche Nachtruhe! Dazu bedarf es einer wirkungsvollen Schlafhygiene. Bei anhaltender Schlaflosigkeit sollte in jedem Fall ein Therapeut konsultiert werden. Schlafmittel sind auf Dauer keine Lösung!
„So wie man sich bettet, so liegt man…“
Um (wieder) gut schlafen zu können, sollte man auf folgende Dinge achten:
- Eine gute Matratze
- Frische Luft im Schlafzimmer
- Keine schwer verdaulichen Mahlzeiten kurz vor dem Zubettgehen
- Keine aufregenden Filme am Abend
- Entspannungsübungen
- Ein Glas Milch hilft beim Einschlafen.
- Eine Gute-Nacht-Geschichte
- Ein „Zubettgeh“-Ritual erleichtert das „Abschalten“.
Falsche Ernährung
„Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt!“
Falsche Ernährung – so mag es vielleicht dem ein oder anderen erscheinen – wird heute von manchen Publizisten als Ursache für fast alle sozialen und medizinischen Probleme unserer Zeit herangezogen: Es vergeht kein Monat, in dem nicht das ein oder andere Ernährungsproblem angeprangert wird: Unsere Kinder zu dick, die Zahl der Diabeteskranken steigt, Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen nach wie vor die Rangliste der Todesursachen an, etc.
Ernährung allein ist sicher nicht alles, aber immerhin: Ernährung bestimmt einen Gutteil unseres täglichen Lebens. Aber was wir essen, ist manchmal alles andere als „gut“! Bei den nun folgenden Betrachtungen über die Ernährung im Zusammenhang mit Konzentrationsstörungen und geistiger Leistungsfähigkeit sei also gleich zu Anfang eines sehr deutlich gemacht! Es geht nicht darum, dass man einmal „über die Stränge schlägt“ wie es im Volksmund so nett heißt. Einmal ist – zumindest aus ernährungsphysiologischer Hinsicht – keinmal. Es geht um die Mängel in der Ernährung über längere Zeiträume. Auf die Dauer kommt es an!
Und genau damit sind wir im Herzen des Problems, das wir (Deutschen) mit der Ernährung haben. Nahrung zu sich zu nehmen ist ja nicht nur ein biologischer Vorgang. Er hat auch einen nicht unerheblichen kulturellen Aspekt; und da heißt es nicht umsonst oft „mit gehangen, mit gefangen“!
Oder, noch simpler und pragmatischer: „Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt!“ Und was da auf den Tisch kommt! Da wundert es dann doch nicht, dass – laut einer aktuellen Studie – über ein Viertel der erwachsenen Männer und mehr als die Hälfte der erwachsenen Frauen in Deutschland übergewichtig oder krankhaft fettleibig sind.
Derzeit läuft die bundesweite Verzehrstudie Nummer II. Wir dürfen gespannt sein, zu welchen Ergebnissen diese Studie kommt. Bis dato spricht vieles dafür, dass viele Menschen in den westlichen Industrienationen durch das Essen nicht gesünder, sondern kränker werden.
Bewegungsmangel
Es geht nicht um Leistungssport!
Aber, wie schon gesagt, wäre es unangemessen und einseitig, die Schuld an gesellschaftlichen / gesundheitlichen Problemen nur allein auf die falsche Ernährung zu schieben. Es geht um mehr! Diese Münze hat mindestens zwei Seiten (wenn nicht mehr!)
Die andere Seite ist nämlich die Bewegung. Viele Menschen hier zu Lande gehen einer sitzenden Tätigkeit nach, von den Fahrten im Auto einmal ganz abgesehen. Sie sitzen den ganzen Tag. Und am Abend ist es oft auch das Sofa vor dem Fernseher anstelle eines Spazierganges. Es geht nicht um Leistungssport! Es geht um ein ausgewogenes Maß an Bewegung über den Tag hinweg. Auch Treppensteigen ist Bewegung!
Organische Erkrankungen
…nur so gut wie sein schwächstes Glied…
Das Zusammenspiel der Organe in einem höheren Organismus funktioniert nach dem „bottle-neck-Prinzip“, also dem Flaschenhals-Prinzip. Die schmalste Stelle bestimmt die Geschwindigkeit, mit der eine Flasche ausgeleert werden kann. Anders ausgedrückt: Ein Gesamtorganismus funktioniert nur so gut wie sein schwächstes Glied. Wenn also ein Organ erkrankt oder in seiner Funktion gestört ist, wirkt sich das direkt oder indirekt auf alle anderen Organe aus; die Leistungsfähigkeit des Gesamtorganismus, und das heißt auch die Leistungsfähigkeit des Gehirns, ist beeinträchtigt. Das gilt besonders dann, wenn organische Krankheiten mit Schmerzen verbunden sind. Wer unter starken Schmerzen leidet, kann kaum noch klar denken – Wer kennt das nicht!
Aber auch in anderen Fällen, z.B. bei Erkrankungen der Leber, ist mit z.T. starken Beeinträchtigungen der geistigen Leistungsfähigkeit zu rechnen. Man sagt nicht umsonst: Müdigkeit ist der Schmerz der Leber. Ist die Leber durch eine Erkrankung oder durch übermäßigen Alkoholkonsum geschädigt, fühlen wir uns in aller Regel müde und abgespannt, manchmal ohne direkt zu wissen, woher die Beschwerden kommen.